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PATAGONIEN 2021 - UNTERWEGS AUF DER CARRETERA AUSTRAL

Aktualisiert: 13. Dez. 2021

Über die Gegend

Die Carretera Austral ist eine der beeindruckensten Straßen auf der Welt. Über 1200km lang, führt sie von Puerto Montt nach Villa O'Higgins durch die unberührte Landschaft Patagoniens. Patagonien - fast das Ende der Welt. Diese Landschaft umfasst den Süden Chiles und Argentinien, wobei der chilenische Teil westlich der Anden eher grün und von einer Art Urwald bedeckt ist und der argentinische Teil östlich der Berge eher trocken und steppenartig ist.

Die Carretera Austral ist keineswegs ein Highway, wie wir ihn uns aus Amerika vorstellen. Sie ist auch nicht vergleichbar mit einer deutschen Autobahn, wo man mit 160 km/h durch Gegend heizt und die Landschaft an einem vorbeifliegt. Die Ruta 7, wie diese Straße auch genannt wird, ist eine ganz normale Landstraße und teilweise sogar eine Schotterpiste. Es gibt nicht alle paar Kilometer eine Raststätte oder eine Tankstelle. Ist das schlimm? Absolut nicht! Ganz im Gegenteil - diese Straße ist einfach magisch. Hinter jeder Kurve sieht es anders aus. Hinter jeder Kurve kommt man erneut ins Staunen und entdeckt etwas Neues. Hinter jeder Kurve kann auch einfach mal wieder der Asphalt zu Ende sein. Eine Straße der Entschleunigung - ja, das geht.

Unsere Route

Unsere Reise begann in Quellon auf der Chiloe Insel. Von dort wollten wir die Fähre nach Chaiten nehmen, was direkt an der Ruta 7 liegt. Es gibt eigentlich nur einen Anbieter für diese Strecke und der fährt nachts um 1 Uhr laut Fahrplan. Laut südamerikanischen Fahrplan - das heißt, letztendlich fuhren wir nachts um 4 Uhr los und waren morgens um kurz nach 8 Uhr dort. Ich gebe es zu - die Anreise war eine echt Tortur. Aber sie lohnt sich :)

Der ursprüngliche Plan war ja, in Patagonien ausschließlich zu zelten. Die Fähre legt in Chaiten an, wir schauen raus und was sahen wir? Richtig - Regen im Tal und Schnee auf den Bergen. Und es war kalt. Richtig kalt. Und was tat die übermüdete Großstadtmemme in mir? Ich buchte uns ein Hotel :) Also ab zum Lago Yelcho etwa eine Stunde südlich entlang der Carretera Austral.



Das Hotel Yelcho en la Patagonia ist sehr zu empfehlen. Diese auf Angler spezialisierte Unterkunft liegt direkt am See, ist ein wunderschönes altes Holzhaus und sehr rustikal eingerichtet. Das Essen war das Beste, was wir in ganz Chile hatten. Zum Hotel gehört auch ein Campingplatz.



Am nächsten Tag ging es dann weiter nach Futaleufu, ein kleiner Ort kurz vor der argentinischen Grenze. Dies ist auch der Grund für ein Mikroklima, welches wesentlich wärmer und trockener ist als im Rest vom nördlichen Patagonien in Chile. Die warme Luft aus dem eher steppigen Argentinien weht föhnartig über die Anden und bescherte uns ein paar Tage Sonnenschein. Doch das war gar nicht der Grund für unsere Reise dorthin, sondern uns wurde dieser Ort empfohlen zum Wildwasser Rafting - und nein, das ist nicht wie im Heidepark Soltau oder anderen Freizeitparks in Deutschland, sondern richtig wild und richtig kalt.


Generell muss man sagen, dass die Woche in Patagonien uns ziemlich klar gemacht hat, warum die Marke "Patagonia" Outdoorklamotten macht. Ich war noch nie irgendwo, wo gute Funktionskleidung so viel Sinn macht ;) Man sollte für alle Wetterlagen gewappnet sein. Also unbedingt eine Regenjacke, ein warmes Fleece und wasserfeste Schuhe (fail - hatte ich nicht) einpacken.

Aber zurück zum Thema Rafting. Wir hatten beide absolut keine Ahnung und haben das auch noch nie vorher gemacht. Wir wollten es mal ausprobieren und uns wurde der Anbieter Patagonia Elements empfohlen. Mit einem kleinen klapprigen Bus ging es zum Basecamp, wo wir unseren Neoprenanzug, Jacke, Helm und Rettungsweste bekommen haben und danach dann direkt zum Rio Futaleufu. Dort trafen wir dann auf die Guides und auf das Safety Team. Safety Team? Ja, ich hatte mich anfangs auch kurz gefragt, warum die da sind, aber das wurde dann relativ schnell klar.


Fazit - Rafting macht richtig Spaß! Wir hatten unsere absolute Freude dabei. Das Wasser ist wirklich saukalt, die Sections durchaus etwas heftig, aber es ist echt Adrenalin pur. Man erlebt die Natur so intensiv, einfach unglaublich. Eines der besten Erlebnisse auf der ganzen Reise. Und am Ende haben wir erfahren, dass der Rio Futaleufu zu die schwierigsten Flüssen der Welt gehört. Super, dass wir das erst danach erfahren haben :)


Dann war da ja noch das Vorhaben, dass wir in Patagonien zelten wollten. Ich kann euch sagen - ab der zweiten Nacht haben wir es bis zum Schluss durchgezogen. Egal ob kalt oder warm, Sonne oder Regen oder Wind - jede Nacht haben wir draußen geschlafen. Das mag jetzt vielleicht seltsam klingen, aber durch diese Art des Reisen beschränken sich die eigenen Gedanken auf die Basics des Lebens: wo schlafen wir, wie werden wir nicht nass, was essen wir. Das klingt banal, aber in meinem Alltag drehen sich meine Gedanken darum, wie man einen Pricing Algorithmus so gestalten kann, dass wir den Umsatz maximieren. Viele machen Yogakurse in ihren Auszeiten, während ich mich für Zelten entschieden habe. Der Effekt ist sehr ähnlich - ein Entkoppeln vom Stress und die Konzentration auf das Wesentliche. Glückseligkeit.

Wir haben auch in Patagonien nichts vorher gebucht und haben sowohl wild gecampt, als auch auf offiziellen Zeltplätzen geschlafen. Wobei ich sagen muss, dass das Wildcampen hier besonders heraussticht. Wir haben an einem Fluss geschlafen, umgeben von Lupinen und gelb blühenden Sträuchern und Bergen. Das Wasser rauschte, die Vögel kreischten. Die Outdoorküche wurde ausgefahren und ein Bier aufgemacht. Es braucht nicht viel.

Unsere Reise führte uns dann noch weiter Richtung Süden nach Puyuhuapi. Auf dem Weg dorthin kommt man an zahlreichen Nationalparks vorbei. Es ist wirklich atemberaubend, wie vielfältig und schön sich die Natur hier präsentiert und andererseits auch so mächtig. Man fühlt sich fast etwas klein. Wer mehr über die Nationalparks erfahren möchte, schaut mal hier vorbei. Um alle intensiv zu erkunden, braucht es wahrscheinlich Monate.

Der südlichste Punkt, zu dem wir gefahren sind, war der Colgante Gletscher im Queulat Nationalpark. Eine kurze, anderthalbstündige Wanderung führt zum Aussichtspunkt, von wo man den hängenden Gletscher bewundern kann. Der Weg führt durch einen Urwald, wie ich ihn eher auf Hawaii aber nicht in Patagonien erwartet hätte. Die Aussicht oben ist dann schon ziemlich spektakulär. Zurück geht es über den gleichen Weg.



Und so hätte man sich noch Stück für Stück weiter südwärts arbeiten können, aber wir hatten keine Zeit mehr, denn die Fähren für den Rückweg waren gebucht. In Patagonien gibt es noch sehr viel mehr zu entdecken. Schaut auch gerne mal bei diesem Blog vorbei, welchen ich sehr hilfreich für die Planung der Stopps fand.

Also ging es die Carretera Austral wieder zurück, zwischendurch nochmal ein Zwischenstopp am Lago Yelcho und dann via 3 Fährfahrten nach Puerto Montt. Von dort sind wir wieder ans Meer gefahren.




Fazit von Patagonien - das ist eine Reise für die Bucket List. Ihr werdet aus dem Staunen nicht mehr Herauskommen. Das Ende der Welt fühlt sich tatsächlich oft wie das Ende der Welt an - und das, obwohl wir nur den nördlichen Teil gesehen haben.



Tips für den Patagonien Trip:

  • Tankt, sobald ihr eine Tankstelle seht, egal ob der Wagen noch halb voll ist. Die nächste Tankstelle kommt nicht in direkt um die nächste Ecke.

  • Packt euch genug Bargeld ein. Es gibt nicht viele Geldautomaten und auch nicht überall kann man mit Karte zahlen.

  • Plant die Fähren rechtzeitig, denn die sind (zumindest aktuell) schnell und weit im Voraus ausgebucht.

  • Packt euch wetterfeste Kleidung ein und lasst den ganzen "hübschen" Kram zu Hause.

  • Falls ihr campen wollt, achtet auf die Wassersäule eures Zeltes. Besorgt euch vorher noch am besten ein wärmendes Inlet für den Schlafsack, falls es kälter wird, als gedacht.


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