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ROM 2022 - ZWISCHEN DOLCE VITA, ANTIKE UND ERLEUCHTUNG

Im März war es soweit - das erste Mal seit über 10 Jahren bin ich wieder mit meiner ganzen Familie in den Urlaub gefahren und es ging für 4 Tage in die ewige Stadt Rom. Die Vorfreude und Spannung war auf allen Seiten groß - endlich wieder reisen, aber wie wird die erste Reise zu viert nach so langer Zeit? :)

Reiseplanung

Keiner von uns war vorher in Rom, sodass die Agenda für diesen Trip auf jeden Fall die Highlights der Stadt beinhalten, aber andererseits auch nicht zu hektisch sein sollte, da wir ja auch mal wieder entspannt Zeit zu viert verbringen wollten. Für die Reiseplanung habe ich fast ausschließlich die Get Your Guide App benutzt. Hier kann man Transfers, geführte Touren, Bus Rides, Ausflüge oder auch Gepäckaufbewahrung buchen und hat alle Tickets beisammen. Nach dem Rom Trip kann ich Get Your Guide wirklich empfehlen, es hat alles sehr gut geklappt und es war auch sehr einfach.

Unsere Unterkunft war ein Airbnb zwischen dem Vatikan und der Engelsburg. Die Lage ist etwas ruhiger als mitten in der Stadt, aber dennoch so zentral, dass man alles zu Fuß machen kann. Kleine Restaurants und Einkaufsmöglichkeiten waren auch direkt in der Nähe und Cristiano war ein sehr herzlicher Gastgeber.


Vatikan - eine kleine Erleuchtung

Wenn man zum ersten Mal in Rom ist, gehört ein Besuch im Vatikan selbstverständlich dazu. Der Zeitpunkt Ende März war dafür auch ideal, weil der Besucherandrang noch nicht so irre war, wie zu Ostern oder im Sommer. Auch wenn mein Interesse am Vatikan sehr groß war, war meine Skepsis mindestens ebenso groß. Und über den Besuch im Vatikan zu schreiben, fällt mir persönlich auch am schwersten, weil ich einerseits dort sehr negative Gefühle hatte und zum anderen aber auch begeistert und fasziniert war.

Der Vatikan ist das Herz und der Kopf der katholischen Kirche - und beherbergt eine beeindruckende Sammlung an Schätzen aus der ganzen Welt. Die Gebäude sind wunderschön, die Kunst einmalig, die Architektur monumental. Ein Michelangelo hier, ein Raffael dort, selbst ein Dali, Mondgestein und ein Trikot von Maradona und Messi findet man dort. Alles Gaben zur Huldigung des Heiligen Stuhls und Gottes. Die Dichte an Werten habe ich so bisher noch nie in meinem Leben gesehen.


Die Sixtinische Kapelle, der Ort an dem der nächste Papst gewählt wird, der Ort an dem darüber entschieden wird, ob weißer oder schwarzer Rauch aufsteigen wird, ist heilig und beeindruckend.


Der Petersdom und der davor befindliche Petersplatz sind wohl architektonisch mit das Schönste, was ich je gesehen habe. Auch wenn man diesen Ort schon hunderte Male in den Nachrichten oder in Filmen gesehen hat, ist es doch etwas anderes, wenn man dort ist und die Schweizer Garde an einem vorbeiläuft.

Und doch überkamen mich die ganze Zeit auch sehr negative und abwehrende Gefühle gegenüber dem Vatikan auf. Auf dem Weg zu den Vatikanischen Museen kamen wir an einer kleinen Zeltsiedlung von Obdachlosen vorbei, Menschen, die absolut nichts haben. Und dann passiert man die Vatikanischen Mauern und dort ist Wohlstand im Überfluss. Nicht alles, was man in den Museen sieht, sind freiwillige Geschenke gewesen. Teilweise wurden die Reichtümer und Schätze gestohlen und geraubt. So wurden selbst den Römern ihre Mosaike aus den Thermen genommen, um sie im Vatikan zu verlegen. Der Petersdom, teilweise finanziert durch Ablassbriefe, wurde also auf der Annahme gebaut, dass ein paar Groschen einen von seinen Sünden erlösen könnten. Der Vatikan symbolisiert für mich "Wasser predigen und Wein trinken" - und doch war ich fasziniert von der all der Schönheit.

Während wir dort waren, steigerte ich mich mental ein wenig in diesen Groll dieses Widerspruches hinein. Wir liefen durch den Petersdom, hoben unseren Blick zur reich verzierten Decke, schlenderten entlang der Kapellen und irgendwie fanden wir eine kleine Treppe, die hinab führte in die Grotten. Das war mehr Zufall als alles andere. Und dann standen wir vor dem Grab des Heiligen Petrus, zunächst alleine. Ich wusste zwar, was ich dort sah und fand es auch interessant, aber es bedeutete mir nichts. Und dann kam eine kleine Familie ebenfalls die Treppen runter, sie hatten ein Baby auf dem Arm. Sie gingen zu dem Grab, knieten sich nieder und beteten zusammen, bekreuzigten sich. Ich glaube, ich habe sogar eine Träne gesehen.

Und ab dem Moment war mir klar, dass, wenn ich diesen Bericht schreibe, ich wohl sehr klar zwischen der Institution der Katholischen Kirche und dem katholischen Glauben unterscheiden muss. Denn der Glaube heuchelt nicht, sondern die Institution. Der Moment der Familie vor dem Grab des Heiligen Petrus war eine kleine Erleuchtung für einen nicht gläubigen Menschen.


Tour Anbieter: I love Rome/ Greyline


Die Innenstadt - Dolce Vita

Der nächste Tag war dann etwas weniger philosophisch. Eigentlich stand nur durch die Gassen schlendern und essen auf dem Programm. Was soll ich sagen, ich glaube jeder hat schon mal von der Spanischen Treppe und dem Trevi Brunnen gehört und spätestens seit dem Buch "Illuminati" hat man auch von der Piazza Navona und dem "Vier Ströme Brunnen" eine gewisse Ahnung. Durch Rom schlendern versetzte uns wahrlich in Staunen, denn jede Ecke war schöner als die andere - allerdings war jede Ecke auch noch voller als die andere. Auch wenn im März die Stadt noch nicht so von den üblichen Touristenmassen geflutet wird, so war ich manchmal doch ein wenig mit den vielen Menschen überfordert. Das mag allerdings auch einfach an zwei Jahren Corona Pandemie liegen.

Rom hat einen wunderbaren Vibe - einen Aperol bitte und ein Risotto. Grazie. Und die Straßenmusikanten hier, die singen eben Opernarien. Wow. Jeans, T-Shirt, Turnschuhe - eindeutig ein Tourist. Die Römer achten auf ihre Bella Figura - ich habe, glaube ich, selten so viele gut angezogene Menschen gesehen.

Zum Thema Essen - es gibt so ein paar kleine Tipps, wie man bei den Restaurants die Touristenfallen meiden kann. Zum Einen sollte man darauf achten, dass keine Bilder auf der Karten oder auf den Schildern sind. Zum Anderen sollte man sich nicht von den ach so freundlichen Kellnern, die einen reinbitten wollen, irritieren lassen. Restaurants direkt neben einer der Hauptsehenswürdigkeiten sollte man ebenfalls meiden, aber das ist wohl kein Geheimtipp. Sitzt allerdings ein Geistlicher in dem Restaurant, ist das ein gutes Zeichen. Wird das Eis aus geschlossenen Metallbehältern serviert? Prima! Und von billig wirkenden Plastikstühlen sollte man sich nicht abschrecken lassen, denn das heißt absolut gar nichts. Wir haben in all den Tagen die Erfahrung gemacht, dass man lieber ein paar Meter weitergehen sollte in eine Seitenstraße, denn dort findet man wahrscheinlicher viel authentischeres und günstigeres Essen. Das beste Essen hatte wir in einem kleinen Ristorante am Piazza del Grillo in der Nähe vom Colosseum, von dem ich euch nicht einmal den Namen sagen kann, weil man es auch nicht bei Google Maps finden kann :).

Da ich Orte wie den Pantheon und den Trevi Brunnen nach diesem Tag gerne einmal ohne Menschenmassen sehen wollte, habe ich mich nächsten Tag aufgerafft um 6 Uhr morgens aufzustehen, meine Kamera zu schnappen und in den frühen Morgenstunden durch die Stadt zu laufen - und das hat sich sowas von gelohnt. Die Atmosphäre im Morgenlicht war wirklich magisch, denn ich war tatsächlich teilweise vollkommen alleine.




Das Forum Romanum - Ausflug in die Antike

So wie der Vatikan, gehört das Colosseum wohl auf die To Do Liste, wenn man das erste Mal in Rom ist. Dennoch war das der Part der Reise, wo wir die wenigsten Erwartungen hatten. Und am Ende sollte es der Tag sein, der uns mit Abstand am besten gefallen hat. Wir hatten hier, ebenso wie für den Ausflug zum Vatikan, eine geführte Tour über 3 Stunden gebucht. Normalerweise bin ich eher Touristin der Sorte "Ich finde geführte Touren doof", aber dieser Tag sollte mich ein wenig bekehren.

Die Tour startete auf dem Palatin Hügel, der Ort an dem Rom gegründet wurde. Unser Guide beschrieb sehr malerisch und enthusiastisch, wie es früher dort ausgesehen hatte und wie wir uns das Leben dort vorstellen mussten, wie dort Handel betrieben wurde, wie die Feste waren. Die Aussicht vom Palatin über die anderen Hügel Roms war einfach atemberaubend schön. Hier habe ich tatsächlich relativ wenig Fotos gemacht, weil das mit der Kamera irgendwie gar nicht zu fassen war.

Weiter ging es zum Forum Romanum - böse Zungen könnten sagen, es ist wie ein antikes Disney Land, aber das beeindruckende ist - das ist alles echt und alles Geschichte zum Anfassen, wo man dort durchläuft. Einfach irre. Die Tour ging etwa so: "Ja hier wurde Julius Caesar begraben. Ja hier war der Tempel des Gottes so und so, ja das hier ist die erste befestigte Straße, die jemals gebaut wurde. Ach ja und das hier hat man dann gefunden, als man noch ein wenig tiefer gebuddelt hat. Und übrigens, die U Bahn kann gerade nicht weitergebaut werden, weil man noch weitere Artefakte gefunden hat."



Im Prinzip gibt es in Rom so viel Geschichte in der Erde, dass, wenn man gräbt, nicht die Frage ist, ob man was findet sondern nur, was man finden wird. Das hat mich absolut begeistert.

Zum Abschluss ging es dann ins Colosseum und ja, es ist kolossal. Dass dieses Bauwerk Vorbild für alle Stadien bis heute ist, war mir nicht bewusst, aber wenn man da ist, ist es ziemlich offensichtlich. Die Architektur und auch die Logistik und Organisation hinter dem Colosseum sind sehr beeindruckend, wenn man bedenkt, dass dieses Gebäude schlappe 2000 Jahre alt ist und wir es bis heute nicht großartig anders machen.


Tour Anbieter: Crown Tours



Chiao Bella

Die letzten Stunden, bevor es zum Flieger ging, haben wir auf der Engelsburg aka Castel Sant'Angelo verbracht. Die Burg ist vermutlich bei den wenigstens auf der Top List, was man in Rom gesehen haben sollte, lohnt sich aber durchaus. Zum Einen, weil es historisch gesehen interessant ist (Hadrian, Marc Aurel, Fluchtort für Päpste pipapo), zum Anderen, weil die Aussicht einfach grandios ist. Es gibt auch ein kleines Café auf der Engelsburg, was natürlich ein kleines Touristen Juwel ist, aber es war absolut leer als wir da waren und so haben wir uns einen Apérol mit Aussicht zum Abschluss einen wunderschönen Reise gegönnt. Wir werden wohl jetzt öfter mal einen Trip zu viert machen :)


Rom, und hier erzähle ich wohl nichts Neues, sollte man einmal im Leben gesehen haben. Die Stadt ist wunderschön, sehr interessant und ist eine spannende Kombination aus Geschichte und Essen :) Die zwei Wermutstropfen für mich waren, dass es einerseits durchaus ziemlich dreckig/ versmokt ist und andererseits die Massen an Touristen das Erlebnis etwas schmälern können. Nichtsdestotrotz - Bella Italia geht halt einfach immer, immer, immer.


Grazie und Chiao!




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