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CORONA KRISE ... ALS DER NICHTREISEN PART DOMINANT WURDE

Aktualisiert: 23. Juli 2023


So zack - 2 Wochen in sozialer Isolation schon wieder um. Aber halt stopp - was ist eigentlich in den letzten Tagen passiert? Eigentlich war das doch ganz anders geplant. Also ja - mein Blog heißt "Reisen oder Nichtreisen", aber wer hätte jemals gedacht, dass der Nichtreisen Part davon so schnell zu einem ausgewachsenen Riesen heranwächst und ich das Reisen eigentlich nur noch mit Brille erkennen kann?

09.03.2020 Montag

Es ereilte uns die Nachricht auf Arbeit, dass wir ab dem nächsten Tag alle für drei Tage ins Home Office sollen, um zu testen, ob das technisch auch alles funktioniert. Ja gut, dachte ich. Ist ja nur ein Test. Danach darfst du ja ein Glück wieder ins Büro.


10.03.2020 Dienstag

Tag 1 im Home Office war eigentlich wie jeder andere Tag im Home Office auch. Relativ produktiv und viel zu tun gehabt. Und schwups, dass große Meeting jeden Dienstag ging auch über den Video Call. Shaka. Läuft.


11.03.2020 Mittwoch

Tag 2 im Home Office ... was soll ich sagen ... ich hatte darauf nach gerade einmal 24h schon keine Lust mehr. Aber hey - ist ja alles nur ein Test. Am Ende des Tages kam mir der Gedanke - fuck, ich hab seit 2 Tagen niemanden gesehen. Das halte ich nicht aus.


12.03.2020 Donnerstag

Tag 3 im Home Office ... dieser Gedanke manifestierte sich. Meine Motivation sank in den Keller. Ich vermisste tatsächlich das Büro, meine Kollegen und den Kaffee morgens, den meine Kollegin Lissy immer schon gekocht hat, wenn ich im Büro ankomme. Na ein Glück ist ja heute Abend noch Training und morgen ist ja wieder alles normal.


13.03.2020 Freitag

Endlich wieder im Büro. Geil. Mega motiviert. Anderthalb Stunden früher auf Arbeit als sonst. Kaffee ist auch da. Mega. Das wird ein super Tag. Aber dann ... ja, dann überschlugen sich die Nachrichten. Isolation von St.Anton und Ischgl. Ausgangssperren in Österreich. Grenzschließungen. Anstieg der Sterbequote in Italien. Die schlimmen Nachrichten kamen so schnell rein, dass ich meist mit der Verarbeitung der Nachricht davor noch gar nicht fertig war. Und dessen nicht genug. Sabbatical abgesagt. Au revoir la France. Au revoir le surf. Weiter ging es - Sportverein geschlossen. Der Ort, wo ich die meiste Freizeit verbringe. Dicht. Kurzer Heulkrampf.


14.-15.03.2020 Wochenende

Okay, Wochenende. Die Sonne scheint. Das wird schon alles. Noch ein paar Freunde treffen. Mit Abstand natürlich. Dann gehen wir halt spazieren. Auch nett. Aber die Stimmung ist echt nicht mehr so losgelöst. Nicht mehr so frei. Wir machen uns alle Sorgen. Und diejenigen, die alleine wohnen, haben Angst vor der sozialen Isolation. Diese verrückten mit ihrem Klopapier machen es auch nicht besser. Kleine Kurzschlussreaktion - dann packe ich eben meine Sachen und ziehe erstmal nach Hause. Meine Schwester meinte, es gibt heute Abend Hirschfilet und sie haben genug Klopapier und Wein. Ob "Klopapier" wohl das Unwort des Jahres wird?

16.03.-20.03.2020 Arbeitswoche

In dieser Woche kann ich irgendwie die Ereignisse den Tagen nicht mehr zuordnen. Kein Wunder. Jeder Tag ist ja auch irgendwie gleich. Aber ich bin heilfroh, zu Hause bei meiner Familie zu sein. Auch wenn wir alle Angst haben. Wenn auch nicht vor Corona (hier eher Sorge statt Angst), sondern davor, wann wir wohl anfangen, uns gegenseitig zu killen. 4 erwachsene Menschen wieder unter einem Dach. 2 davon leben normalerweise alleine. 4 Lebensrhytmen, 4 Essegewohnheiten und 2 von 4 Menschen haben vergessen, dass die andere Hälfte der Familie mittlerweile nicht mehr 13 sondern fast 30 ist. Wird schon.

Was nehmen wir uns denn also vor für diese Woche? Man hat ja Zeit. Kann man ja endlich mal so ein bisschen Me-time machen. Achtsamkeit üben mit sich selbst. Hört sich gut an. Liest man bei Instagram. Instagram ist eh spannend. Wer jetzt alles so Personal Trainer ist. Geile Sache.

Also meine Vorhaben:

  1. Jeden Morgen Yoga machen (spare mir ja jetzt die 40 Minuten in der U-Bahn, da kann man sich ja anders bewegen).

  2. Meditieren anfangen.

  3. Bücher lesen. Hab 4 neue auf dem Nachttisch. Hab ja jetzt Zeit.

  4. Mehr Podcasts hören.

  5. Mehr selbst frisch kochen.

Liebe Leute, was soll ich euch sagen? Möchtet ihr die Instagram Variante meiner Vorhaben oder die brutale Realität?

  1. Ich hab bisher noch kein einziges Mal Yoga morgens gemacht. Hab 40 Minuten länger geschlafen.

  2. Ich habe bisher einmal meditiert. Schau lieber Instagram Stories.

  3. Ein halbes Buch hab ich durch.

  4. Ich hab tatsächlich Podcasts gehört - aber immer nur die ersten 5 Minuten, weil ich dann eingeschlafen bin.

  5. Ich hab bisher EINEN Salat gemacht. Sonst kocht Mama oder meine Schwester. Oder Papa bestellt Pizza :)

21.-22.03.2020 Wochenende

Kurzes Fazit gezogen über meine Arbeitswoche - krass, ist Home Office anstrengend und krass, vermisse ich meine Kollegen. Feierabend Bier im Videocall. Einer frustrierter als der andere. Aber wir haben Bier und wir haben uns.

In der Familie hat die erste Woche zusammen jeder überlebt, stellen wir Samstag Morgen beim Frühstück fest. Einmal durchgezählt, alle sind noch da. Super. Haben uns auch noch lieb (meistens zumindest). Das gibt Hoffnung.

Ansonsten wird gelesen, spazieren gegangen, gegessen und bisschen Wein getrunken. Also eigentlich wie sonst auch in der Uckermark. Hier ist die Welt noch in Ordnung. Ach und hab ich den Rhabarberkuchen von meiner Schwester erwähnt?


23.03.2020 Montag

Woche 2 in der sozialen Isolation beginnt. Kurze "Check-Ins" mit den Kollegen. Die meisten machen mittlerweile ihre Kameras aus im Video Call. Ach stimmt ja, Friseure haben jetzt auch zu. Ich mach mich auch nur oben rum hübsch. Unten rum Jogginghose.

Papa hat jetzt übrigens auch Home Office. Mama macht mit mir ein Yoga-Video mit.


24.03.2020 Dienstag

Nach einem kurzen Knick in der Motivation und einem generellen Infrage stellen, wie wichtig der eigene Job eigentlich momentan für die Gesellschaft ist, hab ich mich wieder gefangen. Weiter gehts. Haare sind bisschen fettig, aber nen Zopf geflochten und dann gehts. Durch die Kamera sieht man das ja nicht.

Papa ist immer noch im Home Office. Alle einmal durchgezählt. Eins. Zwei. Drei. Vier. Immer noch alle da. Wir sind uns noch nicht an die Gurgel gegangen. Haben uns immer noch alle lieb. Ansage von Mama: "Wenn das hier vorbei ist, führen wir hier auch eine Kontaktsperre ein. Keine Besuche danach mehr für die nächsten drei Monate!". Lieb hab ich sie.




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